Kommentar der DHW zur Spezialausgabe der Zeitschrift INTERNATIONALE POLITIK der DGAP zum Thema „Unverzichtbar, unberechenbar. Die Türkei als Partner“

Die aktuellen geopolitischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Spannungen im östlichen Mittelmeerraum stellen Griechenland vor immense sicherheitspolitische und wirtschaftliche Aufgaben. Als Deutsch-Hellenische Wirtschaftsvereinigung sehen wir unsere Verantwortung darin, Brücken zwischen Deutschland und Griechenland zu bauen und konkrete Unterstützung für die Stabilität, Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung Griechenlands zu leisten.

Wir werden uns verstärkt dafür einsetzen, dass deutsche Unternehmen und Institutionen Griechenland als verlässlichen Partner in Schlüsselbereichen wie Energie, Technologie und Verteidigung wahrnehmen. Gleichzeitig möchten wir dazu beitragen, die EU-Politik durch gezielte Dialogformate und Lobbyarbeit zu stärken, damit Griechenland in Fragen der Sicherheit und Migration nicht isoliert bleibt.

Neben der Förderung von Investitionen und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern möchten wir die Aufmerksamkeit auf die strategische Bedeutung Griechenlands für die europäische Stabilität lenken. Dies schließt die Zusammenarbeit in innovativen Wirtschaftssektoren, die Unterstützung beim Grenzmanagement und die Stärkung regionaler Allianzen ein.

Die DHW wird weiterhin Plattformen schaffen, um den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu fördern, sowohl in Deutschland als auch in Griechenland. Unser Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die den Zusammenhalt zwischen Deutschland und Griechenland vertiefen und langfristig Frieden und Wohlstand in der Region sichern.

Wir sind davon überzeugt, dass Griechenland nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für Europa darstellt – als Stabilitätsanker, als Energiepartner und als Brücke zwischen Europa und der südöstlichen Nachbarschaft. Diese Potenziale möchten wir gemeinsam mit unseren deutschen und griechischen Partnern aktiv gestalten.

In dieser Extra-Ausgabe der DHW-News berichten wir über die Zeitschrift „Internationale Politik“-SPECIAL 1/25 zum Thema „Unverzichtbar, unberechenbar. Die Türkei als Partner“. Die Zeitschrift „Internationale Politik“ ist das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), ein Netzwerk und eine Denkfabrik für Außenpolitik in Deutschland und ein Think Tank des Auswärtigen Amtes. Die 1955 in Anlehnung an das Council on Foreign Relations und das Chatham House in London gegründete Gesellschaft betreibt Forschung im Bereich der internationalen Politik und engagiert sich für eine nachhaltige deutsche und europäische Außen- und Sicherheitspolitik, die auf Demokratie, Frieden und Rechtsstaatlichkeit ausgerichtet ist.  Die DGAP ist parteipolitisch unabhängig und prägt als Forschungs- und Mitgliederorganisation die außenpolitische Debatte in Deutschland.

„Unverzichtbar, unberechenbar. Die Türkei als Partner“


Hier die Analyse in Bezug auf Griechenland aus den Texten des IP-Special 1/25:

Der Bericht hat mehrere wichtige Bezüge und potenzielle Konsequenzen für Griechenland, insbesondere in den Bereichen Geopolitik, Sicherheit und Migration.

Hier sind die relevanten Punkte zusammengefasst:

1. Territorialkonflikte und Spannungen in der Ägäis

               •              Souveränitätsstreitigkeiten: Die Türkei stellt immer wieder die Souveränität Griechenlands über die östlichen Ägäisinseln infrage und nutzt ihre expandierende Marine, um diese Ansprüche zu untermauern. Dies hat direkte Konsequenzen für Griechenlands Sicherheit und die Stabilität in der Region.

               •              Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer: Die Türkei hat die griechischen und zypriotischen Erkundungen von Erdgasfeldern behindert. Dies führt zu direkten Spannungen und könnte zu einer Eskalation zwischen den beiden NATO-Verbündeten führen.

               •              Militärische Aufrüstung: Die Aufrüstung der türkischen Marine, einschließlich des geplanten zweiten Flugzeugträgers, zeigt die Ambitionen der Türkei, ihre Macht im Mittelmeerraum zu erweitern, was Griechenland strategisch stark unter Druck setzt.

2. Migrationspolitik und Grenzfragen

               •              Türkische Einflussnahme auf Migration: Die Türkei hat bereits 2020 gezeigt, dass sie Migration als Druckmittel gegen die EU und insbesondere Griechenland einsetzen kann, indem sie Grenzkontrollen aufhob und Migranten zur griechischen Grenze schickte. Solche Maßnahmen destabilisieren Griechenlands Grenzmanagement und belasten die griechische Gesellschaft sowie ihre Ressourcen.

               •              EU-Türkei-Migrationsabkommen: Griechenland hängt stark von der Türkei ab, um Flüchtlingsströme aus Syrien und Afghanistan zu begrenzen. Instabile oder unzuverlässige türkische Politik in diesem Bereich hat direkte Konsequenzen für Griechenland, das häufig als erster Anlaufpunkt für Migranten in der EU dient.

3. NATO und regionale Sicherheitsfragen

               •              Blockade von NATO-Entscheidungen: Die Türkei hat in der Vergangenheit NATO-Initiativen im Schwarzen Meer und im östlichen Mittelmeer behindert. Griechenland, als direkter Anrainerstaat, ist von solchen Verzögerungen betroffen und könnte in Sicherheitsfragen isoliert werden.

               •              Türkische Militärmanöver: Die Türkei führt regelmäßig militärische Übungen in griechischen Hoheitsgewässern durch, was Spannungen und das Risiko von Konflikten erhöht.

               •              Uneinheitliche NATO-Politik: Die unterschiedlichen Positionen der Türkei und Griechenlands innerhalb der NATO untergraben die Kohärenz des Bündnisses und erschweren eine einheitliche Haltung gegenüber Russland und anderen Bedrohungen.

4. Wirtschaftliche und politische Rivalität

               •              Energiekonkurrenz: Die Türkei strebt die Kontrolle über Energie-Routen im Mittelmeer an, was Griechenlands Bemühungen, Gasvorkommen zu nutzen und regionale Partnerschaften (z. B. mit Israel und Ägypten) aufzubauen, beeinträchtigt.

               •              Türkischer Einfluss in der Region: Die Türkei versucht, sich in Afrika und im Nahen Osten als dominante Macht zu etablieren, oft auf Kosten Griechenlands und anderer EU-Staaten. Ankara präsentiert sich in Afrika als Alternative zu Europa und Frankreich, was griechische Bemühungen um regionale Stabilität untergräbt.

5. Konsequenzen für Griechenland

               •              Sicherheitsbedrohung: Die zunehmende Militarisierung der Türkei und ihre expansive Außenpolitik stellen für Griechenland eine direkte Bedrohung dar. Athen könnte gezwungen sein, seine eigene militärische Präsenz und Ausgaben zu erhöhen, was die Wirtschaft belastet.

               •              Abhängigkeit von EU-Politik: Griechenland wird stärker auf die Unterstützung der EU angewiesen sein, um sowohl Sicherheits- als auch Migrationsfragen zu bewältigen. Ein Scheitern der EU, einheitlich gegenüber der Türkei aufzutreten, könnte Griechenlands Position schwächen.

               •              Eskalationsrisiko: Der Bericht deutet auf eine langfristig aggressive türkische Haltung hin, die das Risiko militärischer Zwischenfälle zwischen den beiden Ländern erhöht.

Fazit:

Für Griechenland bedeutet die Entwicklung in der Türkei eine zunehmende sicherheitspolitische und diplomatische Herausforderung. Um mit diesen Bedrohungen umzugehen, wird Griechenland auf eine stärkere EU-Unterstützung, engere NATO-Kooperation und strategische Allianzen (z. B. mit Israel und Ägypten) setzen müssen. Gleichzeitig bleibt die Gefahr einer Eskalation mit der Türkei ein ständiger Risikofaktor.

Bezüglich der wirtschaftlichen Situation der Türkei bleibt die Frage offen und unbeantwortet, woher das Land die Geldsummen schöpft, die es für seine Verteidigung und seine Expansion in einigen muslimisch geprägten Balkanländern sowie in Afrika und Vorderasien ausgibt.  

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