GRIECHENLAND ZEITUNG: Bericht über DHW-Herbsttagung in Athen

GZ, 27 – 11 – 2024

HELLENISCHE VERBINDUNGEN: DHW-HERBSTTAGUNG STÄRKT BRÜCKEN ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND GRIECHENLAND

„WIR ORGANISEREN VISIONEN“

von Ronald Meinardus

Genaue Zahlen gibt es nicht, doch das Griechentum in Deutschland wächst, erklärte Phedon Codjambopoulo, Präsident der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW), auf der Herbsttagung der Organisation am vergangenen Wochenende in Athen. Das Problem mit der Statistik liege daran, dass viele Griechen in Deutschland inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben und daher in einer Nationalitätentabelle nicht mehr als Griechen ausgewiesen werden, erläuterte Codjambopoulo.

Die in Köln ansässige DHW versteht sich als Interessenvertretung griechisch-stämmiger Unternehmer, Selbstständiger und Manager in Deutschland. Codjambopoulo bezifferte die Zahl der Unternehmen mit griechischen Wurzeln in Deutschland auf über 40.000, die dort Beschäftigten auf 145.000. Die Beziehung zur alten Heimat ist für die DHW, trotz der fortgeschrittenen Integration der hellenischen Diaspora in Deutschland, ein Herzensanliegen. „Nur durch den Brückenschlag mit Griechenland lässt sich das Verhältnis zur Heimat richtig bewerten“, betonte der DHW-Präsident.

Bereits im zweiten Jahr in Folge veranstaltete die Organisation ihre Herbsttagung in der griechischen Hauptstadt. Unter dem ehrgeizigen Motto „Wir organisieren Visionen“ verfolgt die DHW zahlreiche Projekte, darunter die Gründung einer globalen Industrie- und Handelskammer der griechischen Diaspora. Wie Codjambopoulo mitteilte, unterstützt die Athener Regierung diesen Plan. Erst vor wenigen Tagen hatte das griechische Außenministerium einen strategischen Plan zur Förderung der Belange der Auslandsgemeinden vorgestellt.

Um ihre Anliegen in Deutschland besser zu vertreten, hat sich die DHW vor zwei Jahren ins Lobbyregister des Deutschen Bundestages eintragen lassen. Der Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit der DHW und das Athener Tagungsprogramm zeigt, dass die Interessen der griechisch-stämmigen Lobbyisten keinesfalls nur auf wirtschaftliche Fragen beschränkt sind. Ein Expertenpanel stand beispielsweise unter dem Titel „Das Nationale Zentrum und die Rolle der Diaspora in Deutschland“. An der Diskussion beteiligten sich neben der Generalsekretärin für Auslandsgemeinden im Athener Außenministerium auch zwei Abgeordnete des griechischen Parlaments mit besonderem Interesse an Deutschland.

Wirtschaftlich befinden sich die deutsch-griechischen Beziehungen – so der Tenor der Beiträge im Plenum und am Rande der Veranstaltung – in einer hervorragenden Verfassung. Wären da nicht politische Streitfragen, könnte man von nahezu perfekter Harmonie sprechen. So blieb es nicht aus, dass auch auf dieser Tagung die leidvollen Themen der deutschen Besatzungszeit und die Frage nach Reparationszahlungen diskutiert wurden. Zudem sorgten Deutschlands Rolle im griechisch-türkischen Verhältnis sowie die Migrationsthematik für intensive Gespräche.

Ein positives Bild zeichnete der deutsche Botschafter Andreas Kindl: „Wir haben ein tolles, erfolgreiches Jahr hinter uns“, sagte er mit Blick auf zahlreiche „Höhepunkte“ der bilateralen Beziehungen in den letzten Monaten, wie etwa Deutschlands prominente Beteiligung an der Internationalen Messe Thessaloniki und den Besuch des deutschen Bundespräsidenten. Gleichzeitig kündigte Kindl weiteren hohen Besuch an: Ende der Woche wird Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Athen erwartet, um über das belastende Thema Migration zu sprechen. Auch Transportminister Volker Wissing wird in Griechenland erwartet – zur Einweihung der Metro in Thessaloniki.

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